Dass meine Fragen zum Verhältnis des früheren OKD Goldenbogen zu dem Nazimaler Peiner jetzt zum zweiten Mal auf der Tagesordnung stehen, weil sie nicht bzw. nicht ausreichend beantwortet wurden, ist natürlich kein gutes Zeichen für bürgerfreundliche und demokratische Gesinnung des Landrats.
Das Verhalten zeigt aber erneut, welche schwere Hypothek die unterlassene Aufarbeitung der personellen und geistigen Kontinuitäten des Nationalsozialismus für die politische Gegenwart bedeutet. Diese lassen sich auch gut am Umgang des OKD mit Görings Lieblingsmaler Peiner nachweisen, den Adolf Hitler als „gottbegnadet“ gerühmt hat.
Diese außergewöhnliche Ehrung erfuhr Peiner, weil er in seinen Gemälden wie kein anderer die „Blut und Boden Ideologie“ der Nazis zum Ausdruck brachte. Viele tun den heldenhaften Bauern, der mit Kaltblutpferden im Sonnenaufgang die deutsche Scholle umbricht, heute als unpolitisch oder kitschig ab.
Tatsächlich wird damit aber eine völkische Ideologie transportiert, die in ihrem Kern rassistisch und antidemokratisch ist. Während in einer Demokratie alle Staatsbürger gleiche Rechte haben, unabhängig von ihrer Herkunft, Abstammung oder Hautfarbe, stand in dem völkischen Staatswesen der Nazis das Vorrecht der deutschen (arischen) Herrenrasse den minderen Rechten bzw. der Rechtlosigkeit der sog Untermenschen gegenüber.
Der NS Rechtswahrerbund hat daran mitgewirkt, diese menschenverachtende Ideologie in Gesetzesform zu bringen. Ein Mitglied war der Jurist Goldenbogen, damals anscheinend ein glühender Nazi, der schon als Oberprimaner in die SA eingetreten war.
Heute erleben wir, dass die völkischen Ideen sich wieder verbreiten, nicht nur im Höckeflügel der AfD, sondern auch bis weit hinein in die Reichsbürger-, Querdenker- und Spaziergängerszene, in der von „Umvolkung“ die Rede ist.
Eine andere Kontinuität zum NS erfahre ich persönlich, seit ich auf die Mitwirkung von Rechtsradikalen bei den „Spaziergängen“ hingewiesen habe: Die völlig enthemmte Herabsetzung und Entmenschlichung von politischen Gegnern im „Stürmer“-Stil, wie sie z.B. in der Darstellung von Juden als Ratten zum Ausdruck kommt. So werde ich von einem Nazi im Netz u.a. als „Monster“ beschimpft, das die Seelen der Kinder vergifte, an dem nichts Menschliches dran sei, als „elender Bolschewist“, der „mehr als eine Strafe“ verdient habe.
Was er unter „Strafe“ versteht, erläutert er am Beispiel von Merkel u.a., für die nach einer durch Trump herbeigeführten Machtergreifung hoffentlich ein Ast an einem schönen Baum gefunden werde. Ist das nicht zumindest Billigung von politischem Mord? Im Jahr 2022? Was, wenn einer seiner social-media-verblödeten Follower sich zum Befreier vom „bolschewistischen Monster“ berufen fühlt ?
Es gibt Altnazis, die sich selbstkritisch mit ihrer NS-Vergangenheit auseinandergesetzt haben. Goldenbogen gehörte nicht dazu, er hat auch noch 1979 in dem Interview zu seiner Biografie nicht ein einziges Wort des Bedauerns zum Holocaust oder dem Schicksal der Zwangsarbeiter, darunter viele Ukrainer, gefunden Oder zu dem Vernichtungskrieg der deutschen Wehrmacht in der Ukraine , der die heutigen Kriegsverbrechen von Putin noch weit in den Schatten stellt. Seine außergewöhnliche Förderung des bekennenden Antisemiten Peiner und sein sehr autoritärer Führungsstil weisen darauf hin, dass er noch mehr oder weniger im braunen Ungeist verhaftet war.
Die Ehrung dieses belasteten Altnazis durch die „Dr Goldenbogen Str“ in Waldbröl ist daher eine andauernde Schande für den Oberbergischen Kreis und eine Beleidigung der Naziopfer und sie macht das „Bündnis gegen Rechts“ zur peinlichen Farce. Höchste Zeit die verhinderte Aufarbeitung durch unabhängige Historiker nachzuholen, denn die große Wirtschaftskrise steht jetzt vor der Tür, welche damals die NSDAP binnen weniger Jahre an die Macht gebracht hat.