Leserbrief zu „Frust über die Aggerenergie sitzt tief“

Mit großem Erstaunen lese ich, dass neuerdings der Ruf der Aggerenergie im Bergneustädter Stadtrat „unterirdisch“ ist. Es ist nämlich noch nicht sehr lange her, dass der Rat mit breiter Mehrheit die Wirtschaftsinteressen der Aggerenergie zu den seinen machte, indem er völlig kritiklos deren Angaben übernahm und – man höre und staune – die Gründung eines Stadtwerks ablehnte.

Nach den „Fukushima-Demos“ in Bergneustadt hatte ich eine von ca 80 Bergneustädtern unterschriebene Einwohneranregung eingereicht, welche aus ökologischen und ökonomischen Gründen die Einrichtung eines Stadtwerks verlangte und dabei auf sehr erfolgreiche Beispiele verwies, vor allem auf das der Gemeinde Nümbrecht. Der damalige Beigeordnete Falk (heute Aggerverband) führte aber aus, dass in Bergneustadt ein Stadtwerk unwirtschaftlich sei. Er berief sich dabei, wenn ich mich richtig erinnere, ausgerechnet auf Berechnungen der Aggerenergie, die natürlich geschäftliche Einbußen zu befürchten hatte.

Bergneustadt hätte die Stromleitungsrechte, deren Neuvergabe anstand, selbst übernehmen können: Längerfristig eine wichtige Voraussetzung auch für die Wirtschaftlichkeit. Wie so viele andere wurde auch diese Chance verpasst.

Auch damals konnte jeder wissen, dass die Aggerenergie keineswegs als sogenannter „kommunaler Versorger“ ein oberbergisches Energieunternehmen ist, welches dem Wohlergehen unserer Heimat verpflichtet ist. Sie gehört vielmehr zu 65 % dem riesigen Rheinenergie-Konzern mit seinen Kohle-kraftwerken, an dem wiederum RWE beteiligt ist. Die PR-Auftritte als lokales Unternehmen halte ich daher genauso für Verbrauchertäuschung wie die ständigen Inszenierungen als Klimaschützer.

Bei der jetzt offenkundig gewordenen Zukunftsblindheit des damaligen Stadtrats , in dem schon viele der heutigen Mitglieder saßen, scheint es sich also um eine unselige Melange aus Inkompetenz und Filz zu handeln. Mein Frust darüber sitzt nicht nur tief, angesichts der wachsenden Bedrohungen, der vertanen Zeit und der verlorenen Handlungsoptionen grenzt er mittlerweile an Verzweiflung.