Leserbrief zum Artikel „Aktiv in Zeiten des Klimawandels“

Es ist sicher löblich, wenn die Gemeinde Marienheide sich der Gefahren der Klimaerhitzung annimmt. Die „Klimawoche“ hätte aber mit all den gut gemeinten Aktivitäten von Klimaneutralem Kochkurs, Fahrradtour, Repair-Cafe bis zum Müllsammeln und den Expertenvorträgen zu Energie- Verkehrs- und Klimapolitik genauso schon vor 25 Jahren stattfinden können.

So lange schon wiederholt das Wuppertal-Institut mantramäßig seine Warnungen, die nach wie vor an der Realität von Wachstumswirtschaft und Überkonsum abprallen und die heuchlerische Aggerenergie zeigt auf das Potential von Wind- und Sonnenenergie, welches sie selbst leider zugunsten ihrer Profite mit den Fossilen über all die Jahre auch nicht gehoben hat.

Anders als vor 25 Jahren geht es aber nicht mehr um die Verhinderung von Zukunftsgefahren, sondern der weltweite Klimanotstand ist furchtbare Realität und hat in diesem Rekordhitzejahr rund um den Globus derart verheerende Zerstörungen biblischen Ausmaßes ausgelöst, dass die Existenz der Menschheit bedroht ist. Riesige Flächen verbrannter Wälder, wahrhaft sintflutartige Überschwemmungen, schmelzendes Poleis, trocken fallende Flüsse, dramatische Dürren. Folge: Eine Welternährungskrise durch schwindende Ackerböden, Flüchtlingsströme, Verteilungskriege. Uns läuft die Zeit davon.

Dagegen wirkt die „Klimawoche“ – Verzeihung, Herr Meisenberg – wie Hustensaft gegen Lungenkrebs und sie wirkt sogar kontraproduktiv, weil sie die Menschen weiterhin vom echten Klima-schutz ablenkt. Der müsste nämlich damit beginnen, so Ulrike Herrmann in „Das Ende des Kapitalismus“, dass die extremen Verbräuche in den Wohlstandszonen der Welt durch drastische Einsparung und notfalls erzwungenen Verzicht auf mindestens die Hälfte gesenkt werden. Während die untere Einkommenshälfte der deutschen Bevölkerung durchschnittlich 5t CO2 pro Kopf und Jahr ausstosse, seien es bei der unteren Mittelschicht 12 Tonnen und es steige bis zur oberen auf 35 Tonnen, bei den ganz Reichen gehe es durch die Decke. Also besteht auch hier ein Konflikt zwischen arm und reich, es gibt Klima-Opfer und Klima-Täter.

An Letztere will aber weder die Ampelregierung ran, noch die Opposition und also versuchen sie in ihrer Berliner Blase, ihr längst kriminelles Versagen gegenüber den verbindlichen Klimazielen durch Hinweise auf zukünftige technische Wunderwerke zu rechtfertigen, das sichere Endlager für atomaren Müll lässt grüßen. Ein Beispiel für regelrechten Klima-Blackout gab kürzlich der Bundestagsabgeordnete Brodesser, der es schaffte, in einem langen Interview über seine Arbeit den Begriff Klima nicht einmal zu erwähnen.

Auch die Marienheider Kinder, so viel steht fest, werden ihren Eltern demnächst sehr, sehr harte Fragen stellen müssen.