Jetzt reicht es aber, Herr Dechant Bersch! Da kann ein Priester über Jahrzehnte abscheulichste Verbrechen an Kindern in Serie begehen und keiner merkt was? Auch nicht, nachdem solche Vorwürfe im Raum standen? Es habe bei Ihnen und den Gemeindemitgliedern aus „Naivität“ eine „gewisse Blindheit“ geherrscht, sie seien durch einen „perfiden Plan“ des Täters „getäuscht worden“? Also Opfer Nr. 1 die vergewaltigten Kinder, Opfer Nr. 2 das arglose Kirchenvolk und der Klerus?
2019 haben Sie per Mail einen Disput mit mir angefangen, weil ich in Leserbriefen „steile Thesen“ zu Luthers Antisemitismus verbreitet hätte. Bei der Gelegenheit haben Sie sich die „68er“ vorgeknöpft und uns für üble gesellschaftliche Fehlentwicklungen und Sittenverfall verantwortlich gemacht.
Voller Wut ob dieser Arroganz habe ich Ihnen entgegengehalten, dass wir „68er“ bereits 1970 die ersten misshandelten und vergewaltigten Jungen aus dem Kölner Don Bosco Heim in unserer Wohngemeinschaft aufgenommen und für ihre Rechte gekämpft haben. Und dass seitdem Jahr für Jahr immer wieder solche geschundene Menschenkinder von der Domplatte zu unserem SSK kamen. Und dass auch hier in Oberberg allein gelassene Opfer kirchlicher sexueller Gewalt leben. Es seien z. B. Zöglinge aus dem Eckenhagener Josefsheim und Jungen aus dem Gummersbacher Kinderheim, die von Nonnen zu widerlichen sexuellen Handlungen gezwungen worden sind. Einer von diesen habe mir berichtet, wie schwer er bis heute an dem Trauma leidet.
Haben Sie gefragt, ob ich für Sie Kontakt zu diesem Mann herstellen kann ? Ob er vielleicht die Namen weiterer Opfer nennen kann, damit Sie als Vertreter der Täterorganisation zumindest noch den Versuch einer späten Hilfe unternehmen können? Nichts dergleichen!
In Eckenhagen musste sich der Heimleiter gegen das Erzbistum durchsetzen, um „Missbrauchs“-Opfern bei der Glaubhaftmachung ihrer Leiden mit den Heimakten behilflich zu sein. Für die Chance, vom Milliarden schweren Erzbistum 5000 Euro zu erhalten. Lebenslängliche Seelenqual entspricht bei diesen empathiefreien Funktionären in der Schadenshöhe also etwa einer Schramme an der Luxuskarosse des Kardinals!
Das Kinderheim an der Singerbrinkstraße, übrigens eine Stiftung für Waisenkinder, stand jahrelang leer, bis wir vom SSK in den 80ern das gut erhaltene Haus besetzt haben. Ein Mietangebot lehnte das Erzbistum ab und ließ nach Monaten in einer brutalen Aktion die Bewohner in aller Herrgottsfrühe auf die Straße setzen und das Haus sofort abreißen, das persönlichen Eigentum der Menschen lag unter den Trümmern. Ihr Vorgänger Herweg dazu: „Jesus hätte es genauso gemacht“!
Solche Eiseskälte erfahren die Opfer immer noch von der Kirche. So schwärmt der Katholik Paul Kalbhen noch heute von Pfarrer U.s „charismatischer Persönlichkeit“ und seinen „ befreienden Messfeiern“ und findet kein Wort der Scham. „Paralysiert“ und „entsetzt“ sind Sie, weil ein Richter endlich einmal die skandalöse Paralleljustiz der Kirche ignoriert und einen der verbrecherischen Priester auch wie einen gewöhnlichen Verbrecher behandelt, mit U-Haft und Handschellen. Und weil meine frühere Kirche jetzt am Abgrund steht, in dem ihr verdorbener klerikaler Teil besser heute als morgen verschwindet.