„Weckruf“ an die Freunde von „Oberberg ist bunt, nicht braun“

 

Euren Aufruf zur Kundgebung gegen die AfD am 24.10. „Wir müssen unsere Werte verteidigen“ habe ich mit großer Sorge gelesen und will noch einmal versuchen, euch ins Gewissen zu reden.

Ich erkenne nämlich darin eine besorgniserregende Ignoranz und partielle Blindheit gegenüber dem wahren Ausmaß rechter Gesinnung und des Rechtsradikalismus. Deshalb befürchte ich , dass ihr ungewollt damit der AfD mehr nützt als schadet. Und das in einer Situation, in der ich wie viele andere nach Abwägung aller Pros und Kontras die Prüfung eines Verbotsantrags für geboten halte.

Ihr werft der AfD und ihrem Aust zu Recht vor: „ Er will aber den Aufbau einer Festung Europa, ein Europa, das sich einmauert und abschottet.“

Habt ihr etwa immer noch nicht mitbekommen, dass längst (fast) ALLE Parteien im Bundestag weit nach rechts gerückt sind und genau das ebenfalls wollen und diese Politik auch längst in der (Frontex)Realität mit äußerster Brutalität umsetzen ? (Dagegen halten nur noch ein paar Wenige aus der zersplitterten Linken und bei den Grünen werden die verbliebenen „Werte-Fundis“ gerade rausgedrängt oder treten aus.)

Die AfD könnte euch also zu Recht fragen: Warum steht ihr nicht auch vor den Parteibüros von CDU, SPD, BSW, Grünen, die doch alle die Berechtigung der AfD- Forderung nach Abschottung, Rückführung und radikaler Abschiebung inzwischen auch erkannt und längst schon übernommen haben ? Sie könnte mit Recht eure Anti-AfD-Aktionen als Ablenkung von der anderen Parteien und somit als billige und verheuchelte Wahlhilfe für eben diese Parteien hinstellen.

Was die Menschenrechte verachtende „Remigration“ betrifft: Waren nicht sogar zwei Mitglieder der oberbergischen CDU Teilnehmer an dem Brandenburger „Remigrationstreffen“? Warum schweigt ihr dazu, statt eine öffentliche Aufarbeitung der CDU als Bündnipartner im Netzwerk gegen Rechts zu der naheliegenden Frage zu fordern, ob und wie weit dieses rassistische Gedankengut in der Partei denn wohl verbreitet ist?

Ein weiterer Anlass dazu ist doch die skandalöse Tatsache, dass nach dem unverbesserlichen Altnazi, SA-Mann und Antisemiten Goldenbogen immer noch eine Straße benannt ist. Diese Ehrung ist für euch offenbar o.k., ihr kritisiert sie nicht einmal. Was habt ihr denn dann gegen die AfD?

Holocaust und Vernichtungskrieg kommen in Goldenbogens Erinnerungen 1979 gar nicht vor, keine Spur von Unrechtsbewußtsein oder gar Reue. Ein besonderer Hinweis für dich, Gerhard: Zwang-arbeiter tauchen nach dem „Zusammenbruch“ nur als bewaffnete, marodierende Banden auf, die „ aus allen Herren Ländern“ ins Oberbergische „gekommen“ (!) sind,, also etwa wie die „Gastarbeiter“ in den 50ern. (Die Juden müssen demnach wohl alle nach Auschwitz „gegangen“ sein.)

Kein Grund, gegen solche rechte Geschichtsklitterung zumindest Einspruch zu erheben? Kann euch das denn tatsächlich egal sein? Wenn ja, warum?

Natürlich habt ihr auch recht damit, dass die AfD den Klimaschutz zugunsten des Wohlstands abräumen will, ein Teil von ihnen leugnet den Menschen gemachten Klimawandel ja sogar wie Trump.

Warum werft ihr aber der AfD zu Recht Verrat am Klimaschutz vor und überseht und verschweigt dabei, dass auch die anderen Parteien längst hinter leeren Worthülsen echten Klimaschutz beerdigt haben, damit der konsumstarken Oberschicht mit ihrem irrsinnigen CO2-Fußabdruck jeglicher Verzicht erspart wird ? Hier nur ein Hinweis dazu: Wer als grüner Minister wie Habeck Wirtschaftswachstum fordert und fördert, koste es was es wolle, und z. B. Verträge über die Lieferung von US Frackinggas (260 mal klimaschädlicher als Kohle!) mit einer Laufzeit von 20 Jahren (!) abschließt, hat Klimaschutz endgültig aufgegeben. Eben das will auch die AfD, nur halt nicht hinten rum, sondern brutal offen! Bei vielen Leuten, denen die Unaufrichtigkeit der angeb-lichen „Werte“-Verteidiger auffällt, geht sie gerade deshalb sogar als „ehrlich“ durch.

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Jetzt nähert sich wieder der 9.November und die unsäglich oberflächliche Gedenkveranstaltung am ehemaligen jüdischen Friedhof in Nümbrecht. Ihr ruft wieder wie jedes Jahr völlig kritiklos zur Teilnahme auf.

Sie ist verheuchelt, weil die evangelische Kirche, ebenfalls euer Partner im Bündnis gegen Rechts, ihre tiefe Verstrickung in das Pogrom bis heute verschweigt, sowohl Deutschland weit als auch im Oberbergischen.

Zum xten Mal: Die Nazis haben das Pogrom gezielt zu Luthers Geburtstag am 10.11. in Szene gesetzt, seine mörderische Hetzschrift „Wider die Juden und ihre Lügen“ wurde dabei wie ein Drehbuch genutzt: Synagogen verbrennen, Judenhäuser dem Erdboden gleichmachen usw. Deshalb beteiligten sich zahllose evangelische Christen, kirchliche Würdenträger und die Diakonie freudig an dem Exzess ( „Hitler vollendet, was Luther begonnen hat“ ) . Das ist nicht „Gothe-Übertreibung“: Die Ausstellung „Überall Luthers Worte“ von „Topografie des Terrors“ , einer Organisation der Bundesregierung, hat das so ausführlich dokumentiert, dass auch kritische Nachgeborene wie ich sie schockiert verlassen haben.

Ihr könntet doch mal Mut zeigen und am Pogrom-Gedenktag aus dem Ausstellungskatalog den kirchlichen Nazidreck vorlesen und dazu ein paar vergrößerte Fotos zeigen,auf denen die angeb-lichen Nachfolger des Nazareners vor riesigen Hakenkreuzfahnen an und in den Gotteshäusern ihre rechten Arme zum braunen Himmel strecken. Nein ? Warum nicht ?

Im Oberbergischen hat ein SS Trupp aus Drabenderhöhe in den frühen Morgenstunden des 10. Nov den jüdischen Friedhof in Nümbrecht verwüstet, die Synagoge konnten sie nicht abbrennen, sie war im „ Leyland“ vorher schon abgerissen worden. Am Morgen führte der Volksschullehrer seine Schüler zum Friedhof, um unter seiner Anleitung auch die Gräber noch zu schänden, welche die SS des Nachts übersehen hatte. Dieser Lehrer, so hat mir der frühere Vorsitzende der christlich-jüdischen Gesellschaft, Wilfried Hahn versichert, sei ein sehr frommer evangelischer, pietistischer Christ gewesen, ein Evangelikaler, würde man heute wohl sagen.

Luthers mörderischer Antisemitismus zu Hause, in der Kirche und in der Schule in Theorie und Praxis derart in die Köpfe der Kinder gepflanzt: Wundert es da, dass der Generationen überdauert?!

Wäre es nicht längst angebracht, in Erinnerung an diese „Schulstunde“ eine Gedenkveranstaltung am Morgen des 10. 11. durchzuführen, als die Untaten in Nümbrecht und Deutschland tatsächlich stattfanden, anstatt am Abend zuvor, als noch gar nichts geschehen war? Und als einzigen Programmpunkt Luthers Hetzschrift kommentarlos vorzulesen?

Glaubt ihr denn tatsächlich, dass bei uns in Politik, Wirtschaft und konsumistischem Lebensstil die Werte unseres großartigen Grundgesetzes herrschen? Dass bei und von uns die Würde des Menschen, also die eines jeden Menschen auf der Welt, geachtet und respektiert wird? Also dass wir „ unsere Werte“ auch für alle anderen gelten lassen? Für unsere Arbeitssklaven und unsere Klimaopfer in den Ländern des Südens, z.B.? Oder für die kongolesischen Kinder, welche das Coltan für unsere Handies aus den winziges Stollen kratzen müssen? Für die vielen Millionen Kleinbauern, die z.B. für das Kraftfutter unserer Massentierhaltung oder den Lithiumabbau für unsere Elektro-SUVs landlos gemacht wurden und werden?

Ihr ruft auf, „unsere Werte“ gegen die AfD zu verteidigen und verschweigt, dass wir als Nutznießer des neoliberalen Kapitalismus sie tagtäglich und zunehmend rücksichtsloser selbst in die Tonne kloppen. Damit rückt ihr immer näher heran an die stupide Masse der konsumistischen Egomanen, die sich vormachen, nur weil sie nicht wie der Faschist Trump oder die von der AfD schamlos offen einen „Wohlstandsverteidigungsfaschismus“ propagieren, wären sie bereits die Guten.

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Nach meiner Wahrnehmung entwickelt ihr euch mit euren Kundgebungen in der Fußgängerzone mehr und mehr zu einer Art „Volkshochschule to go“. Es geht dann z.B. um historische Gedenktage wie den Überfall auf Polen oder die Auschwitzbefreiung. Oder auch um rechts-radikalen Morde wie die in Hanau. Um daran zu erinnern, braucht es euch aber nicht, da ja mit wenigen rechten Ausnahmen parteiübergreifend in fast allen Medien sowieso ausführlich und mit Abscheu dazu berichtet wird.

Zum „Geburtstag“ des Grundgesetzes einfach nur die einzelnen Artikel vorzulesen, statt deren stetige Aushöhlung und den tatsächlichen Abbau von Grundrechten kritisch zu würdigen, was soll denn das an Erkenntnis bringen? (Als „Anschauungmaterial“ könnt ihr auf meiner Homepage als eine Art „Liebeserklärung“ meinen Versuch einer solchen kritischen Würdigung finden)

Anprangern, was abstrakt, weit weg oder lange vorbei ist: Als „Gratismut“ hat Enzensberger diese Haltung bezeichnet: Tut keinem weh, aber bewirkt auch nichts.

Das „Böse“ ist jedoch nicht lange vorbei und findet nicht nur woanders statt, es ist unter uns sehr lebendig , auch wenn es sich oft tarnt und verbirgt. Hier vor Ort ist es nicht abstrakt, sondern sehr konkret, es hat Namen und Adressen. Den Rassismus und Antisemitismus allgemein zu verurteilen, ist billig, aber deren konkrete Wurzeln hier offenzulegen, z. B. im Nümbrecht des radikalen Hetzers gegen die Juden Robert Ley, das gibt Stress mit all den Heutigen, die ihre und ihrer Organisationen braune Vergangenheit unter dem Teppich halten wollen. Das sind nicht Wenige, manche bekleiden hohe Positionen in Staat, Wirtschaft und Kirche und zum Teil gehören sie sogar perverserweise zu eurem „Bündnis gegen Rechts“.

Ihr steht noch immer im Ruf, links und kritisch zu sein. Gerade deshalb ist es so schlimm, dass auch ihr zur fortdauernden Ehrung von SA-Goldenbogen oder zu Nümbrechts braunem Kirchensumpf beharrlich schweigt. Denn so können die Rechten euch als Feigenblatt nutzen und Kritiker wie mich isolieren nach der Devise: Seht her, sogar die „vernünftigen“ unter den Linken haben nichts gegen die Goldenbogenstrasse und halten eine Aufarbeitung des radikalen Luther-Antisemitismus im Südkreis nicht für erforderlich. Alles halb so schlimm.

Genau dieses feige Wegschauen der allermeisten Kleinbürger und ihr ängstliches Wegducken vor dem Konflikt mit den Mächtigen hat damals den Nazis den Weg zur Diktatur geebnet. Nur deshalb konnten sie ihre politischen Gegner wie Kommunisten und Sozialdemokraten oder kirchliche Widerständler wie Bonhoeffer bereits kurz nach der „Machtergreifung“ in die spontan errichteten KZs prügeln, foltern oder umbringen.

Wenn ich euren immer angepassteren Weg verfolge, befürchte ich zunehmend , dass sich im Augenblick Geschichte vielleicht doch wiederholt. Diese Erkenntnis ist für einen 68er wie mich, der zeitlebens für Menschenrechte und gegen Rassismus und fortdauernden Nazigeist eingetreten ist, regelrecht niederschmetternd.

Ich hoffe sehr, Gerhard, dass ihr diesen „Weckruf“ als – wenn auch unbequemen und meinetwegen auch überzogenen – Beitrag zu einer notwendigen Diskusssion und Standortbestimmung angesichts einer dramatischen Zeitenwende betrachtet und an alle Mitglieder weiterleitet.

Mit immer noch solidarischen Grüßen,

Lothar


Der Vorstand (und nur der!) von „Oberberg ist bunt, nicht braun“ hat mir geantwortet. Für mich unbefriedigend, aber auch nicht ganz unerwartet:

Hallo Lothar,

vielen Dank für deinen „Weckruf“.

Wir müssen dir aber sagen, dass wir schon ziemlich wach sind. Hast du unseren Aufruf zur Kundgebung am 24. Oktober ganz gelesen? Dort steht unter den Überschrift „Was wollen wir?“:

„Wir wollen ein weltoffenes, demokratisches, solidarisches Europa! Wir wollen ein Europa, das dabei mithilft, dass unser Planet auch in Zukunft noch bewohnbar bleibt! Es ist unhaltbar, dass Leute wie Aust hier bei uns ihre rückwärtsgewandte, menschenfeindliche Politik verbreiten!

Und wir wollen auch nicht, dass Politiker:innen anderer Parteien in Europa die AfD-Propaganda von der „Migrationskrise“ nachplappern und mit pauschaler Schuldzuweisung, mit Abschiebungen, mit Lagern an den EU-Außengrenzen das erledigen, was die extreme Rechte will. Demokratinnen und Demokraten in Europa müssen klare Kante gegen Rassismus und Menschenfeindlichkeit zeigen, sie müssen deutlich machen, dass die Forderungen der AfD und ihrer politischen Kumpane nicht hingenommen werden!“

Das ist doch ziemlich nahe an dem, was du dir wünschst!

Wir demonstrieren allerdings nicht vor den Büros von CDU, SPD, Grünen oder FDP, sondern vor dem Büro der AfD. Denn es gibt einen entscheidenden Unterschied zwischen der AfD und den anderen Parteien: Die AfD hat den Rassismus in ihrem Programm und in ihrer Grundhaltung. Die anderen Parteien handeln zum Teil im Widerspruch zu den von ihnen vertretenen Werten und Grundhaltungen: Christliche Werte stehen ebenso im Widerspruch zu einer Abschottung gegenüber Menschen in Not wie es die Werte von Solidarität und Menschenrechten tun. Wir haben mit der AfD keine gemeinsame Grundlage, die anderen Parteien können wir an ihren Grundwerten „packen“. Ein Beispiel: Wir können der AfD keinen „Verrat am Klimaschutz“ vorwerfen, weil sie nie behauptet hat, sie stehe für Klimaschutz. Ganz anders ist das bei den Grünen: Mit denen kann und muss man die Diskussion darüber führen, ob Fracking-Gas aus den USA wirklich eine Alternative zu russischem Erdgas sein kann und ob das zu ihren Werten und Versprechen passt. Das ist allerdings nicht unbedingt Gegenstand unserer Arbeit, sondern das muss bei den Klima-Demonstrationen angesprochen werden.

Damit sind wir bei einem sehr wichtigen Punkt: Wir als „Unser Oberberg ist bunt, nicht braun!“ sind ein Bündnis, in dem sich Menschen aus verschiedenen Parteien und Strömungen zusammen gefunden haben, um gemeinsam gegen die Bedrohung durch die extreme Rechte anzugehen. Wir sind nicht per se „links“. Und angesichts des massiven Anwachsens der AfD, angesichts der Gefahr, dass Rassismus, Antisemitismus und Bekämpfung der Armen statt Bekämpfung der Armut bis in die Mitte der Gesellschaft salonfähig zu werden drohen, können wir uns es nicht leisten, auf Bündnispartner zu verzichten, auch wenn wir nicht in allen Punkten mit deren Haltung einverstanden sind.

Auch dazu ein Beispiel: Als wir im Herbst 2023 gegen den Auftritt von Matthias Helferich bei der AfD in Vollmerhausen demonstriert haben, hat uns Ina Albowitz von der FDP ein Grußwort geschickt. In meinem Redebeitrag habe ich auch Gerhart Baum zitiert – und dazu gesagt:

Gerhart Baum ist FDP-Mitglied, er war vor 45 Jahren Innenminister. Wer mich kennt, weiß, dass ich in vielen Punkten mit der FDP nichts am Hut habe – doch es ist jetzt wichtiger, dass wir alle gemeinsam gegen die Feinde der Demokratie aufstehen, bevor es zu spät ist. Wenn die AfD durchkommt, haben wir keine Chance mehr, über Tempolimit und gerechte Steuern zu diskutieren.“

Die Zeit vor 1933 war geprägt davon, dass die Gegner der Nazis sich gegenseitig bekämpft haben. Diesen Fehler dürfen wir nicht wiederholen.

Haltung beurteilst, ohne dass du vollständig informiert bist. Am Tag des Grundgesetzes wurden nicht nur Artikel verlesen. Lies doch bitte einmal unseren Flyer, den wir am Jahrestag des Grundgesetzes verteilt haben. Lies unsere Redebeiträge bei den Kundgebungen im Frühjahr. Oder im Januar 2022 in Waldbröl. Auch über die Mitwirkung zweier CDU-Mitglieder an dem Geheimtreffen in Potsdam haben wir berichtet – noch bevor es in der Presse stand. Lies nach! Willst du uns dann noch immer als „angepasst“ bezeichnen und uns „Gratismut“

Soweit das Grundsätzliche. Deine beiden Anliegen, die braune Vergangenheit von Goldenbogen und den Antisemitismus Luthers zu thematisieren, können wir gut nachvollziehen. Wir hatten – zeitlich passend zur Machtübertragung an die Nazis – viel Energie in eine Kampagne zur Umbenennung der Hindenburgstraße in Gummersbach gesteckt und sind damit abgeschmettert worden (obwohl wir die besseren Argumente hatten). Wir haben nicht die Kraft und nicht die Zeit, jetzt noch einmal Energie in eine Umbenennung der Goldenbogen-Straße in Waldbröl zu stecken (wir haben schon vor zwei Jahren die Schulen angeregt, über Goldenbogen zu recherchieren). Deinen Hinweis zu Goldenbogens Erinnerungen zum Thema „Zwangsarbeiter“ greifen wir gerne auf, zum einen auf unserer Homepage in der Rubrik „Zwangsarbeit“, zum anderen bei öffentlichen Vorträgen zu dem Thema.

Ob und wie sich die evangelische Kirche im Oberbergischen zum Antisemitismus Luthers geäußert hat, wissen wir im Detail nicht. Vertreter der Kirchen haben in Nümbrecht aber mehrfach klar gesagt, dass die Kirche in der NS-Zeit versagt hat. Wir wissen, dass die Kirche heute nicht antisemitisch ist, dass sie sich klar gegen Antisemitismus und Rassismus stellt. Darauf kommt es für uns an.

Wir wissen nicht, wann du zum letzten Mal bei der Gedenkveranstaltung zur Pogromnacht in Nümbrecht warst. Die Veranstaltungen, die wir besucht haben, waren nie oberflächlich, sie haben sich – wie eben schon gesagt – auch mit der Verstrickung der Kirche in den Nazi-Staat auseinandergesetzt. Wir sind aber weder Veranstalter oder Mitveranstalter, deshalb haben wir keinen Einfluss auf die Gestaltung der Feier. Deinen Vorschlag dazu richtest du besser an die CJZ und die Freundeskreise Wiehl/Jokneam und Nümbrecht/Mateh Yehuda.

In mehreren Punkten deines Briefes kommen wir zu dem Eindruck, dass du unsere Arbeit und unsere Haltung beurteilst, ohne dass du vollständig informiert bist. Am Tag des Grundgesetzes wurden nicht nur Artikel verlesen. Lies doch bitte einmal unseren Flyer, den wir am Jahrestag des Grundgesetzes verteilt haben. Lies unsere Redebeiträge bei den Kundgebungen im Frühjahr. Oder im Januar 2022 in Waldbröl. Auch über die Mitwirkung zweier CDU-Mitglieder an dem Geheimtreffen in Potsdam haben wir berichtet – noch bevor es in der Presse stand. Lies nach! Willst du uns dann noch immer als „angepasst“ bezeichnen und uns „Gratismut“ bescheinigen?

Wie wir gesehen haben, hast du deinen „Weckruf“ auf deinem Blog veröffentlicht. Wir müssen ihn also gar nicht mehr an unsere Mitglieder weiterleiten.