Richtigstellung zum Leserbrief des Herrn Pauels vom 31.7. „Segen statt Fluch“

„Sehr geehrter Herr Gothe,

vielen Dank für Ihre Zuschrift. Wie Sie wissen, werden wir Ihre Antwort auf eine Antwort auf Ihren Leserbrief allerdings nicht als Leserbrief abdrucken. Das hat nichts mit dem Inhalt zu tun und ist auch keine Einschränkung, die nur Sie betrifft, sondern ein Grundsatz, der für alle Leserbrief-Schreiber gilt.

Ich wünschen Ihnen ein schönes Wochenende.“

 

Na, dann hier:

Offenbar will auch der Kirchenmann Pauels einfach nicht zur Kenntnis nehmen, dass die „verkniffene, moralinsaure Verbotsethik“ mehr noch als von mir von seinem Papst kommt, den ich ja nur zitiere. Mit keinem einzigen Satz erwähnt dieser in den Ezykliken „Laudato Si“ und „Evangelii Gaudium“ irgendeinen Segen, den der herrschende neoliberale Kapitalismus der Menschheit gebracht habe. Welchen Segen könnte denn auch „die Diktatur einer Wirtschaft ohne menschliches Gesicht“ den Menschen bringen, eine Wirtschaft, die „ausschließt“und „tötet“ ? Wir leben in einer Welt, in der ein deutscher Sozialhilfempfänger bereits zu den 10% der reichsten Mitmenschen gehört, über 2 Milliarden Kleinbauern leben am Rande der Existenz, die Arbeiter in den Plantagen und Fabriken des Südens erhalten 50 Cent am Tag, sie müssen also 20 Tage für den deutschen Mindestlohn schuften! Vor allem die Klimaerwärmung lässt die Zahl der Hungernden steigen, die Geflüchteten vegetieren in unseren abscheulichen Lagern …

Und da traut sich ein satter katholischer Amtsträger, den blanken Zynismus zu Papier zu bringen, dass die heutige „Menschheitsgeneration“ „insgesamt besser, sicherer, reicher, satter, gesünder“ lebt als je zuvor? Angeblich sollen sogar den Menschen „mit dem kleinen Geldbeutel“ „schöne Dinge“ wie Kreuzfahrten und SUVs ermöglicht werden, die übrigens auch mit elektrischem oder Wasserstoffantrieb Klimakiller bleiben.

Zum „Segen“ solcher „schönen Dinge“ unseres Überkonsums: „ Die große Gefahr der Welt von heute mit ihrem vielfältigen und erdrückenden Konsumangebot ist eine individualistische Traurigkeit, die aus einem bequemen, begehrlichen Herzen hervorgeht, aus der krankhaften Suche nach oberflächlichen Vergnügungen, aus einer abgeschotteten Geisteshaltung …“

Das stammt wohlgemerkt nicht von mir, sondern ebenfalls von Franziskus. Ist es nicht eine absolut absurde Situation, dass ausgerechnet ich als abgefallener Katholik völlig ignoranten Kirchenfunktionären die radikale Abrechnung ihres Papstes mit dem Fluch unseres Konsumkapitalismus vorhalten muss?