Leserbrief zur Berichterstattung zur NS-Belastung von Otto Kaufmann und Dr. Schild

Zur Umbennung der Otto-Kaufmann-Straße und der Dr.-Schild-Straße gab es also im Nümbrechter Gemeinderat keine Diskussion, es war eine „Sache von wenigen Sekunden“. Das klingt in meinen Ohren wie „schnell weg mit dem ans Tageslicht gezerrten Nazischmutz“, damit der Teppich des Vergessens und Verleugnens wieder über die anderen nationalsozialistischen Relikte im ehedem tiefbraunen oberbergischen Süden ausgebreitet werden kann.

Keine Fragen? Kein Diskussionsbedarf? Wie es überhaupt zu der Ehrung des glühenden Nazis und Hitlerbejublers Kaufmann kommen konnte ? Eines radikalen Verfechters der Nazi-Rassenlehre, wonach neben Juden auch „Minderwertige“ als „lebensunwerte Ballastexistenzen“ zugunsten der Herrenrasse vernichtet werden mussten? Und wurden, auch schon lange vor dem Beginn der „Euthanasie“. Der Hilfsschullehrer Kaufmann nannte seine Schüler „minderwertig“ und „sonderte“ die „Schwächsten“ aus. Wohin? Sollte man nicht endlich erforschen, wie viele „minderwertige“ Oberberger umgebracht wurden, wieviele zwangssterilisiert? Und wer an den oberbergischen Krankenmorden beteiligt war, z B. an der Tötung sämtlicher Insassen eines Waldbröler Heims in der psychiatrischen Vernichtungsanstalt Meseritz-Obrawalde ?

Warum ist es ein engagierter Bürger, der Museumsleiter Kamp, der diesen Skandal aufdeckt und nicht die Lokalpresse als „vierte Gewalt“, das sogenannte „Bündnis gegen Rechts“ oder „Oberberg ist bunt, nicht braun“? Trotz neuer Nazibedrohung kein Interesse an Aufarbeitung ?

Dass der belastete Landrat Schild bis heute geehrt wurde, zeigt, dass der seinerzeitige Versuch einer NS-Aufarbeitung durch den Kreis weithin mißlungen ist: Wurde doch der Kreistag völlig ausgespart, der in den 50ern von Altnazis beherrscht war. In der SPD hatte der SS-Mann Nehls das Sagen, in der FPD der hochrangige SS-Führer Herrmann Schuster und die CDU wurde vom Altnazi OKD Goldenbogen autoritär regiert. Als mächtiger Chef des Kulturausschusses des LVR sorgte er zusammen mit dessen Direktor Klausa (einem NSDAP-und SA – Kollegen und NS-Landrat) dafür, dass schwerst belastete Nazis dort bis in die 70er unbehelligt ihr Unwesen treiben konnten. Beim LVR ist das historisch aufgearbeitet, beim Kreis steht das immer noch aus.

Vielleicht deshalb, weil sonst noch andere Straßen umbenannt werden müssen, wie etwa die Dr.-Goldenbogen-Straße in Waldbröl?