Leserbrief zum Artikel „Heiße Phase fürs coole Spektakel“
Australien verbrennt, Indonesien ersäuft in Regenfluten, die Permafrostböden und das Poleis tauen immer schneller, unser sterbender Wald: Greta hat Recht, alles Gründe um in Panik zu geraten.
Deshalb hatte ich gewettet, dass sich Bergneustadts Rat und Verwaltung angesichts dieser weltweit anwachsenden Zerstörungsorgien durch den Klimawandel nicht mehr trauen würden, zum 4. Mal die energiefressende Eisparty „Wintermärchen“ zu genehmigen. Sie würden sich ja sonst, so dachte ich, selbst in die Ecke der rücksichtslosen und egomanischen Vollpfosten a la Trump, australischer Regierung oder AfD stellen, die entweder den Klimawandel leugnen oder denen die Folgen ihrer Lebensweise völlig egal sind.
Die Wette habe ich verloren. Und musste Zeuge einer beschämend infantilen Märchenstunde im Rat werden. In einer offensichtlich vorher abgestimmten Schmierenkomödie ließ man sich gerne vom Veranstalter nach Strich und Faden bepfuschen: Er werde diesmal den Energieverbrauch halbieren, ohne fossile Brennstoffe auskommen und sog. Ökostrom nutzen..
Eine ehrliche Bilanz zeigt jedoch, dass der tatsächliche Energieverbrauch um ein Vielfaches höher ist als der angegebene und vor allem aus fossilen Energieträgern stammt. Der wochenlange Auf- und Abbau, die LKW-Transporte der Anlagen, anteilig auch die von ihrer Herstellung bis zur Entsorgung verbrauchte Energie, der „Deko“-Müll sowie vor allem die An- und Abreise der 15 000 Besucher machen das Event zu einem Klimakiller sondergleichen. Und wie zum Hohn erklärt der Veranstalter jetzt auch noch ,es werde leider doch nichts mit „Ökostrom“, weil zu aufwendig.
Es zieht offenbar sein ökonomisches „Argument“: Mit den auswärtigen Besuchern würden auch Kunden für den Einzelhandel angelockt, der ja unter der Januar-Flaute leide. Solcher Kaufanreiz ist natürlich nötig, nachdem wir Deutsche im Weihnachtskaufrausch 100 Milliarden Euro und fürs Silvesterfeuerwerk 120 Millionen Euro rausgehauen haben.
Welch ein Signal in diesen Zeiten !
Man scheut sich nicht einmal, zum Abschluss dieser 4wöchigen Dauerfete (teils auf Ballermann-Niveau) die Kinder von Little Voices auftreten zu lassen, die „Eisprinzen und Eisprinzessinnen“, welche im Unterschied zu uns Erwachsenen mit Sicherheit einen sehr, sehr bitteren Preis für diese Art von Lebensstil werden zahlen müssen. Wenn das nicht Zynismus ist….