Mal wieder: Das Bergneustädter „Wintermärchen“

Ein Leserbrief zum Artikel „Fashion und Fastelovend auf dem Eis“

„Bei uns brennt der Baum“, so der Organisator des 3. „Bergneustädter Wintermärchens“ und er meint damit den aufwendigen Aufbau des energiefressenden Kunsteis-Spaß-Events. Er merkt offenbar nicht, dass der Spruch nach diesem Rekordhitzejahr, der dramatischen Dürre und Millionen brennender Bäume (auch hunderter verbrannter Menschen) der blanke Zynismus ist.

Das Ausmaß an Verdrängung der nahenden Klimakatastrophe, welches er gemeinsam mit den Sponsoren der Werbegemeinschaft und der Stadtverwaltung an den Tag legt, nimmt inzwischen fast pathologischen Charakter an:

Haben die Herrschaften denn die vertrockneten Wiesen und verdorrten Felder nicht bemerkt? Sie brauchen doch auch jetzt nur vom Schreibtisch hoch zu schauen, um zahllose abgestorbene Bäume zu erkennen; war denn nicht die Dörspe direkt neben dem Rathaus zum ersten Mal seit Menschengedenken rappeltrocken mit der Folge eines Massensterbens ihrer Lebewesen?

Hören sie keine Nachrichten, lesen sie keine Zeitung ? Sonst müssten sie doch den verzweifelten Appell des UNO-Generalsekretärs auf der Klimakonferenz in Kattowitz mitbekommen haben: Die Zeit zur Umkehr laufe davon, es gehe jetzt um Leben und Tod! Sonst wüssten sie, dass die Beschlüsse auch dieser Konferenz heisse Luft bleiben müssen, wenn wir alle Fortschritte z. B. beim Ausbau regenerativer Energien weiterhin durch rücksichtslose Energieverschwendung wieder zunichte machen.

Auch die vielen „märchenhaften“ Bergneustädter CO 2-Tonnen verursachen am Ende ihrer Wirkungskette zwangsläufig die bekannten verheerenden Klimawandel-Zerstörungen mit der Folge von Hunger, Gewalt und Flucht in den armen Ländern des Südens. Insofern verletzen unsere übermäßigen Verbräuche auch die Menschenrechte Unschuldiger.

Wir führen uns auf, als gäbe es für uns ein „Herrenmenschen-Recht“ auf SUVs, Urlaubsflüge oder eben solche „Wintermärchen“, koste es andere (oder auch die eignen Kinder), was es wolle. Bei alledem besitzen wir vergnügungssüchtigen Gierlappen noch die Chuzpe, uns als ethisch orientierte Demokraten, Humanisten, Sozialisten oder Christen zu präsentieren.

Eine derartig verlogene „Leitkultur“ lässt sich allerdings nur mit ausreichend Glüh-wein in der Birne ertragen. Davon ist ja ebenfalls mehr als genug da: Ab geht die Party!