Kardinal Woelki im Oberbergischen

Leserbrief zu den Artikeln zum Besuch des Kardinals Woelki im Oberbergischen

Der Kardinal will also mit den oberbergischen Gläubigen darüber sprechen, warum die Kirchen so leer sind und die Kirchenaustritte sich mehren. Als in Belmicke getaufter, aber längst „abgefallener“ Katholik will ich dazu auf einen gewichtigen Grund hinweisen.

Denn wie in Irland und in USA hat die Kirche auch im Erzbistum Köln schwere Schuld auf sich geladen. Allein im Oberbergischen wurden in mindestens zwei Heimen auch Kinder brutal behandelt, gedemütigt und sexuell „missbraucht“.

Im Gummersbacher Kinderheim, so berichten Ehemalige, hätten zwei Nonnen sie zu widerlichen sexuellen Handlungen gezwungen. Die Kinder wurden dort, wenn sie „unartig“ waren, brutal bestraft, so mussten sie z.B. die Nacht im Keller verbringen, eine Hand an ein Heizungsrohr festgebunden.

Im Eckenhagener Josefsheim, so hat der frühere Heimleiter zugegeben, wurden ebenfalls Jungen von Erziehern sexuell „missbraucht“ (Einige der Opfer bestehen übrigens darauf, dass es richtig „vergewaltigt“ heißen müsse, auch dann, wenn „nur“ psychischer Druck ausgeübt wurde). Auch hier unmenschliche Behandlung und harte Bestrafungen. So hat man z.B. Bettnässern über Nacht die Vorhaut zugebunden, mit äußerst schmerzhaften Folgen.

Nach der Volksschule vermittelten die Heime die Jungen als Knechte an Bauern, die sich häufig als erbarmungslose Ausbeuter herausstellten.

Bis heute wird aber auch in Köln weggeschaut und vertuscht, die verbrecherischen Täter vor Strafe bewahrt. Der ehemalige Leiter des Josefsheims erklärte, man habe es in Köln missbilligt, dass er Missbrauchsopfern die Akten zur Verfügung gestellt habe, um ihre Aussagen glaubhaft machen zu können.

Wenn eines von ihnen seine Qualen dennoch beweisen kann, zahlt das Erzbistum als eine Art Wiedergutmachung 5000 Euro. Was mag da wohl in einem der geschundenen Menschenkinder vorgehen, wenn dem Milliarden schweren Erzbischhöflichen Stuhl seine zerstörte Kinderseele und seine lebenslangen posttraumatischen Belastungen nicht mehr wert sind als ein Drittel des Kaufpreises einer bischhöflichen Badewanne in Limburg?

Auch für Woelki ist es längst überfällig, reinen Tisch zu machen und das kann nur damit anfangen, alles offen zu legen, so peinlich es auch ist. Und die Täter benennen und zur Rechenschaft ziehen und die Opfer in einer Weise „entschädigen“, welche diesen Namen verdient. Sonst sind die Kirchen auch deshalb leer, weil Jesus von Nazareth, dem ja die Kinder besonders am Herzen lagen, sich ebenfalls abgewendet hat.

Mal sehen, ob der Kardinal sich den Auftritt seines Papstes in Irland zum Beispiel nimmt oder nicht.