Leserbrief zum Artikel „Neustart in schlechter Stimmung“

Zur Kommunalwahl 1994 hatte sich in Bergneustadt eine bunte Truppe engagierter Leute (wenige Parteimitglieder) zusammengetan, um Grüne in den Stadtrat zu bringen. Mit Erfolg: Stefan Heitmann und Meggie Lück (beide keine Parteimitglieder) wurden gewählt.

Wir hatten ein konkretes , öko-soziales Programm z.B. im Abfall- und Energiebereich aufgestellt, verwendeten eigene fantasievolle Plakate statt der üblichen Werbeagenturprodukte und zwar in Schwarz-Weiss statt im teurem, umweltschädlichen Vierfarbdruck. Da gab es eine hoffnungsvolle, gute Stimmung und es entstanden nur sehr geringe Wahlkampfkosten.

Damals aber hatten die Bundesgrünen noch nicht ihre ursprünglichen Ziele der blanken Machtpolitik geopfert, Fischer sie noch nicht in den völkerrechtswidrigen Krieg in Serbien geführt, ihre Bundespolitiker sich noch nicht der neoliberalen Hartz 4-Wachststumswirtschaft ergeben; es gab noch keine „Mercedes-Kretschmanns“, keine egomanischen Wirtschaftslobbyisten wie BMW-Fischer, keine Boris Palmers, welche die CSU beim Flüchtlingsabschieben rechts überholen, keine NRW-Grünen, welche SPD-Krafts verheerende RWE-Braunkohlepolitik brav umsetzen. Damals waren die Grünen gesellschaftlich auch noch nicht auf die Interessenvertretung einer urbanen konsumstarken Mittelschicht fokussiert.

Wozu sollte sich für eine solche Partei angesichts dieses inhaltlichen und moralischen Desasters noch einer engagieren, der es ehrlich meint mit der dringend nötigen ökologischen und sozialen Umkehr? Also wenden diese Menschen sich ab, wie auch Meggie und ich vor Jahren, und die Lücken werden aufgefüllt mit Wendehälsen und den üblichen Parteikarrieristen, die ohne Skrupel für den sog. Wahlkampf allein in Oberberg 80 000 Euro verballern.

Und wenn du denkst, tiefer fallen geht nicht mehr, dann kommt die Sprecherin der Marienheider Grünen und erklärt gemeinsam mit Ölindustrie, Trump und AFD den menschengemachten Klimawandel zu Fake News* und die neue Parteispitze grinst dazu in die Kamera. Diese Botschaft heißt: No Future!

 

*Zitat aus der OVZ vom 23.4. von Kirsten Zander-Wörner : „Wir haben eine globale Klimaveränderung. Ich bestreite allerdings sehr, dass diese etwas mit den CO2-Emissionen zu tun hat.“

Nachtrag:

Der Brief ist von der OVZ nicht veröffentlicht worden. Ich habe dann mal nachgefragt:


Betreff:     Leserbrief
Datum:     Fri, 11 May 2018 10:48:19 +0200
Von:     Lothar Gothe
An:     ovz@kr-redaktion.de

Werter Herr Thies,

offenbar sagt Ihnen und/oder Herrn Klemmer mein Leserbrief zu Ihrem
Artikel bzw. Kommentar zur leicht desolaten Lage der Grünen nicht zu.
Obwohl er doch versucht, eine Antwort auf die offen gebliebene Frage
nach den Gründen zu geben.

Da m.E. alle angeführten Fakten stimmen, dürfte eine gewisse Schärfe der
Meinungsäußerung doch kein Grund für die Ablehnung sein, zumal sie auch
aus einer persönlichen Betroffenheit resultiert; auch eine bloße
Schmähkritik ist nicht zu erkennen.

Also was ist es, das Sie stört?

In Erwartung einer Antwort grüßt   
Lothar Gothe


Auch auf meine Nachfrage gab es keine Antwort.