Leserbrief zum Artikel „Braune Wiesen, trockene Brunnen“ vom 24.7.18

Jetzt haben wir also auch im Oberbergischen eine extreme Dürre, also eine der extremen Wetterlagen, die durch den Klimawandel hervorgerufen und in Zukunft immer stärker werden. Dass dies eintreten wird, sagen uns die Wissenschaftler seit mindestens 20 Jahren voraus. Aber ihre Mahnung, den Ausstoß von Klimagasen deutlich zu reduzieren, indem die Verschwendungswirtschaft und der masslose Konsum herunter gefahren werden, verhallte ungehört. Sowohl bei Wirtschaftsführern und Politikern als auch beim einzelnen Verbraucher.

Seit Jahren nehmen neben Stürmen und Starkregen auch die Dürren weltweit zu, in der Sahelzone z.B. hungern die Rinderbauern, deren Tiere verdurstet sind, obwohl sie zur Klimaerwärmung nichts beigetragen haben. Doch Gnade ihnen Gott, wenn sie versuchen sollten, als „Wirtschaftsflüchtlinge“ oder „Asyltouristen“ zu uns zu kommen.

Solange aber nur die Menschen in den armen Ländern den Preis bezahlen, juckt es hier keinen. Im Gegenteil: Bis vor kurzem freute man sich an dem „Gute Laune Sommer“, die Schlagzeile auf der Frontseite der OVZ vor 2 Wochen: „Wohlfühlsommer“!

Jetzt aber trifft es unsere Bauern wie ein Schock: „die psychische Belastung hält uns auch nachts manchmal wach“. Ja, haben sie denn geglaubt, die vorausgesagten Klimawandelfolgen machten einen Bogen um Deutschland und das Oberbergische? Man könne mit gewaltigem Hightech-gespicktem Maschinenpark, Melkkarussel und Soja aus anderen Kontinenten die Naturgesetze überwinden?

Auf der braunen Wiese bringt der 250 PS Trecker mit Mähwerken breit wie ein Segelflieger plötzlich nicht mehr als ein Mann mit einer Sense.

Die Bauern sind Opfer und Täter, die Landwirtschaft ist verantwortlich für ein Viertel der Klimagase und müsste ebenfalls dringend umstellen; auch die Biobauern nutzen dieselbe Großtechnik, auch für sie gibt es keine Begrenzung beim Energieverbrauch, keine Verpflichtung für regionale Kreisläufe.

Jetzt fehlt das Winterfutter, aber man wird das wohl den Polen wegkaufen. Das Jammern wegen der finanziellen Verluste hat jedenfalls angesichts der Armut auch hierzulande ein Geschmäckle, wenn man über Land, Gebäude und einen Maschinen- park im Wert von Millionen verfügt und die nicht unbeträchtlichen Prämienzahlungen der EU bezieht.

Hätten wir rechtzeitig reagiert, es wäre nicht so weit gekommen. „Wir können es ja nicht ändern“, so das fatalistische Resümee des Biobauern. Aber wir können es immer weiter immer noch schlimmer machen. Also Leute, postet ein Foto aus der Karibik, von der Kreuzfahrt oder vom neuen SUV, wie ihr ihn durch den Ehreshovener Wald prügelt, lasst „die Zylinder krachen“ beim Waldbröler Motorrad-Gottesdienst und alle zusammen freuen wir uns nach diesem Supersommer auf das nächste Bergneustädter Wintermärchen.