Bergischer Landschaftstag

Leserbrief zu den Artikeln über den „Bergischen Landschaftstag“

Jedes Jahr dasselbe Ritual, das sich Landschaftstag nennt: Eine Art Naturschutzkirmes am Schloss Homburg, stark beworben von der Lokalpresse: „Natur, Kultur und Landschaft“, Artenvielfalt und Ackerflächen“, „Entdecken, was die Heimat ausmacht“ und „Mit der Natur im Einklang“, so lauten die Schlagzeilen.

Alle diese Berichte zeichnen im Sinne der Veranstalter Kreis und Biologische Station ein schönes, fast märchenhaftes Bild oberbergischer Natur, das man jedoch in der Realität meist vergeblich sucht.

Da wird immer mehr Landschaft zugebaut und versiegelt und ansonsten dominieren Monokulturen:

Im Wald werden weiterhin neue Nadelholzplantagen angelegt, obwohl sie den Boden versauern und zusätzlich schädigen, da hilft auch kein Kalk. Sie treiben das Artensterben genauso voran wie die Monokulturen der Landwirtschaft, welche fast die gesamte offene Landschaft ausmachen: Zum einen intensiv bewirtschaftete Grünlandflächen, die viermal im Jahr gemäht und viermal mit Gülle gedüngt werden, und deshalb, was die Artenvielfalt betrifft, nicht viel mehr zu bieten haben als grüner Teppichboden. Zum andern hochgedüngte Maisfelder, in denen alle anderen Pflanzen mit Herbiziden vernichtet werden. Bewirtschaftet werden die Flächen in Feld und Wald mit immer größeren und schwereren Maschinen, die den Boden verdichten. Von der ursprünglichen Schönheit und Vielfalt der bäuerlichen oberbergischen Landschaft ist kaum etwas übriggeblieben.

Aber nicht die Bauern sollen hier an den Pranger gestellt werden: Sie müssen halt so wirtschaften, wenn Politik und Verbraucher möglichst billige Lebensmittel haben wollen.

Die Behauptung jedoch, diese Art von Monokultur-Wirtschaft lasse sich mit der Artenvielfalt „vereinen“ oder sie gar als „Einklang mit der Natur“ – also als eine Art Naturschutz – zu verkaufen, die grenzt an Volksverdummung.

Verschärft wird die Naturmisere zunehmend durch die Folgeschäden der Klimaerwärmung wie Trockenphasen, Starkregen und Stürme. Während Bodenlebewesen, Vögel und heimischen Insekten aussterben, treten eingewanderte auf, die neuartige Krankheiten (wie wohl das „Sommerekzem“ bei Schafen) mitbringen.

Der Landschaftstag blendet das alles einfach aus nach der Devise „Allen wohl und niemand weh“: Schäfchen streicheln, Alpakas bewundern, regionale Bioprodukte kaufen, Familienquiz, Schlossbesichtigung, geführte Fahrradtouren usw. usw.

Statt Alarm zu schlagen, sehen die „Naturschutz“bürokratien beim Kreis und in der Biostation ihre Aufgabe offenbar vorrangig darin, von den massiven Bedrohungen der Natur abzulenken, indem sie die minimalen geschützten Flächen als Feigenblätter nutzen, um hinter diesen die beunruhigende Realität zu verbergen. Daher fällt ihnen auch anscheinend nichts Besseres ein, als sich für ein Pressefoto wie ein Werbeteam einer Forstausrüstungsfirma zu präsentieren: Der Landrat hält linkisch eine Motorsäge in die Kamera, während die Mitarbeiter der Biostation lächelnd sog Motorsägen- Skulpturen vorzeigen.

Arme oberbergische Natur!