Richtigstellung zu „Luther – ein Nachtrag“

Ein Besucher der Homepage hat darauf hingewiesen, dass 2009 zum 60sten Jahrestag des Abtransports der 700 BewohnerInnen der Heil- und Pflegeanstalt Waldbröl auf Initiative der Stadt ein Gedenkstein mit folgender Inschrift enthüllt wurde:

„Zum Gedenken an die in der Zeit des Nationalsozialismus als lebensunwert bezeichneten Menschen aus der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt Waldbröl, die durch Zwangssterilisation und Euthanasie ihrer Würde und Ihres Lebens beraubt wurden“

Auf zwei am Stein befestigten Textplatten seien Einzelheiten nachzulesen.

Somit ist mein Vorwurf, dieser oberbergische Krankenmord sei bisher völlig verschwiegen worden, nicht berechtigt.

Allerdings gibt es Unstimmigkeiten: 2009 kann nicht der 60ste Jahrestag gewesen sein, denn dann hätte die Deportation ja 1949 stattgefunden. Nach den Erkenntnissen von Ernst Klee sind die Heimbewohner in der psychiatrischen Vernichtungsanstalt Meseritz-Obrawalde in Polen ermordet worden und nicht wie angegeben in Hadamar. Dort wurden die Vergasungen im August 1941 beendet, im August ’42 wurden die Morde mit Medikamenten wieder aufgenommen.

Den Begriff „Euthanasie“ (schöner, leichter Tod) haben die Nazis zur Verhüllung der systematischen Tötung verwendet, deshalb sollte er heute nur in Anführungszeichen verwendet werden. Selbst nach Nazirecht handelte es sich um Mord, so sollten wir es heute der Klarheit halber auch benennen.

Ein Mantel des Schweigens liegt nach wie vor über den Naziaktivitäten im Oberbergischen, dem Fortbestehen von Nazigeist nach 1945 und dem Schutz der Täter. Der nach jahrelangen Aufforderungen an den Kreistag vom Kreishistoriker dazu vorgelegte Bericht ist sehr lückenhaft, den Kreistag und seine schwer belasteten Nazis hat er ganz außen vor gelassen. Dass z.B. der von 1946 bis 1979 autokratisch regierende OKD Goldenbogen („nicht der allerschlimmste Nazi“) nicht nur Mitglied in der NSDAP, sondern auch in der SA war – siehe Kaminsky/ Roth – wird nicht erwähnt.

Nazitäter werden sogar noch posthum geschützt, während ihre geistigen Nachfolger des NSU wieder „Untermenschen“ mordend jahrelang durch Deutschland ziehen konnten.