25 Jahre Biologische Station

Liebe Freunde und Mitmenschen,

wenn noch meine frühere „Brieffreundschaft“ mit der oberbergischen Presse bestände, wäre dieser Leserbrief zum 25jährigen Jubiläum der Biostation erschienen.

Zu den Artikeln „Diesen Job muss man leben“ und „mit Leidenschaft für die Heimat

Es ist sicher angebracht, die Arbeit der Biologischen Station (BSO) aus Anlaß des 25jährigen Jubiläums zu würdigen und ihre Leistungen für Natur und Umwelt darzustellen. Die gibt es ja.

Doch was wir hier zu lesen bekommen, ist weder eine ehrliche Bilanz ihrer Arbeit noch ein halbwegs zutreffender Bericht über den Zustand der oberbergischen Natur.

Ernste Probleme mit der Umwelt und den natürlichen Lebensgrundlagen scheint es in Oberberg nicht zu geben, jedenfalls werden keine benannt. Naturschutz, Artenvielfalt, Schutz von Lebensräumen, naturschutzorientierte Land- und Forstwirtschaft, das alles ist anscheinend durch die BSO und ihr vielfältiges Netzwerk in so guter Verfassung, „dass die Strukturen aus Wald, Wiese und Wasser, aus Dörfern und Tälern faszinieren“

Wie kommt es dann aber, daß  (mit Glyphosat und Insektiziden verseuchte) Maismonokulturen, Güllewiesen und Fichtenplantagen sich immer weiter ausbreiten konnten und mit ihnen ein dramatisches Artensterben? Klimaerwärmung und zunehmende Luftverschmutzung kommen auch in Oberberg verschärfend hinzu. Die dem gegenüber minimalen Naturschutzflächen sind daher nicht viel mehr als Alibis.

Wenn man sich die Mitglieder des Trägervereins der Biostation anschaut, dann verwundert diese Schönfärberei allerdings nicht: Denn dazu gehören Bauern- und Waldbauernverband sowie die sog. Schutzgemeinschaft Deutscher Wald. Welche ja in erster Linie dem wirtschaftlichen Profit verpflichtet sind und damit den Monokulturen in Wald und Feld und der übermäßigen Güllewirtschaft. Dass sie hier als Naturschützer auftreten können, ist so, als würde der Belzebub persönlich die heilige Messe mit zelebrieren.

Besonders schweflig riecht es, wenn man die im Artikel so hochgelobte Arbeit der „Bergischen Agentur für Kulturlandschaft“ näher betrachtet. Das Geschäftsmodell dieser GmbH ist nämlich eine Art Ablaßhandel mit der Natur: Wer diese für Gewerbebetriebe oder andere Baumaßnahmen zerstören will, der kann die Verpflichtung zu „Ausgleichmaßnahmen“ dadurch loswerden, daß er bei der Agentur sog „Ökopunkte“ kauft. Diese schafft dann in Zusammenarbeit mit ihrer Mutter Biostation andernorts „Ausgleich“, indem etwa eine abgeholzte Fichtenparzelle mit Laubwald aufgeforstet wird und somit entsprechende Ökopunkte erzeugt werden: Schon ist der Schaden auf dem Papier wieder weg. „Wenn das Geld im Agenturkasten klingt …“

Abgesehen davon, dass ein echter „Ausgleich“ für eine abgebaggerte Wiese sowieso nicht möglich ist, halten aber auch die Ausgleichmaßnahmen der Biostation einer Überprüfung nicht immer stand: So gab es z.B. jahrelang bei den Flächen ihres Schaftsbeweidungsprojekts erhebliche Mißstände: 70% der Wiesen waren in schlechtem Pflegezustand, so das (geheim gehaltene) Kontrollergebnis der Landwirtschaftskammer. Ein positives Gutachten, welches die Kreisverwaltung (ebenfalls Mitglied im BSO Förderverein) dazu vorlegte, darf nach einem Urteil des LG Köln als „eindeutig falsch“ bezeichnet werden. Konsequenzen? Keine!

Das alles schmälert nicht die gute Arbeit vieler Mitarbeiter der Biostation, etwa die mit Kindern.

Aber durch die Weglassungen und das Schönfärben bei der Selbstdarstellung der BSO werden ja indirekt auch die wachsenden allgemeinen Bedrohungen der Umwelt verharmlost. Wo ein lauter Weckruf nötig wäre, werden Beruhigungspillen verabreicht. Die völlig kritiklose Übernahme durch die Lokalpresse verleiht solcher Gesundbeterei dann den Anschein eines objektiven Befunds und fördert damit gewollt oder ungewollt das „Weiter so!“ bei Landschaftsverbrauch und Naturzerstörung.